Klimagefühle – Lea Dohm – Mareike Schulze

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Ich beschäftige mich schon recht lange und viel mit den Themen Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Co. – bei weitem auf keiner professionellen Ebene, sondern mit dem Fokus, was wir als Familie konkret im Alltag tun können.
Nach diesem Hörbuch war ich vor allem eines: ernüchtert.
Denn was bei mir hängen geblieben ist, war: Wir tun nicht genug. Und das was wir tun, ist ganz nett, aber wir sind nicht konsequent genug. Puh! Das musste ich erstmal sacken lassen. Und dann ging das Gedankenkarussel los:

  • Wir sind Flexitarier –> nicht konsequent genug: vegan wäre besser
  • Wir haben einen Nutzgarten und bauen viel von unserem verzehrten Obst und Gemüse selbst an. Super! Aber wir haben ein „großes“ Einfamilienhaus mit Gasheizung und Solaranlage (für warmes Wasser) –> nicht gut genug. Besser wäre eine Wärmepumpe mit Photovoltaikanlage (wofür uns aber das Geld fehlt).
  • Wir machen hier im Ort alles zu Fuß … aber wir haben 2 Autos. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man von hier nämlich kaum weg … die Verbindungen sind unterirdisch! Da geht das gar nicht anders. Und mit kleinem Kind (inkl. Kinderwagen) mit den Öffentlichen unterwegs sein ist zusätzlich eine große Herausforderung … wenn an Bahnsteigen z. B. die Aufzüge defekt sind.
  • Mein Mann ist über die warmen Monate jetzt oft 1x pro Woche mit dem Rad in die Arbeit gefahren. Toll! Aber warum nicht öfter? Tja … sind halt ~30 Kilometer und damit 1h15 Fahrzeit mit dem Rad … das geht halt nicht jeden Tag.

… ich könnte ewig so weiter machen.

Die Autorinnen, Lea Dohm und Mareike Schulze sind Psychologinnen. Das klingt erstmal komisch. Was haben denn Psychologen mit der Klimakrise zu tun? Mehr als gedacht! Denn sie klären auf, wie und vor allem warum wir (so) mit der Klimakrise umgehen. Dass wir sie verdrängen und welche Gefühle wir wegen ihr haben. Oder was zum Beispiel mein Gedankenkarussel weiter oben ausgelöst hat.
Gemeinsam sind sie die Gründerinnen von „psychologists for future“ und nutzen somit die Möglichkeit, sich zusammen zu tun, um aktiv zu werden –> Die Politik und die Gesellschaft aufmerksam machen und ihre Dienste als Psychologen und Psychologinnen denen anzubieten, die unter den heftigen „Klimagefühlen“ leiden.

Der Klimawandel ist mittlerweile für alle spürbar. Doch nicht jeder wird aktiv.
Mich hat das Hörbuch wie eingangs beschrieben recht ernüchtert zurückgelassen. Und noch viel mehr: besorgt! Ich weiß, was wir schon alles tun (was immer noch zu wenig ist) und andere tun gar nichts. In solchen Momenten bricht dann eine wahre Welle an Klimagefühlen auf mich herein. Die muss ich noch ein wenig sortieren und dann mal schauen, was noch alles möglich ist.

8 von 10 Hörbuchsternen

© Bettina Dworatzek

Die Selbstliebe-Illusion – Ruediger Schache

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Der etwas andere Ratgeber zum Thema Selbstliebe und Achtsamkeit.
Grundsätzlich habe ich kein Problem bei dieser Thematik. Ich habe weder zu wenig, noch zu viel Selbstliebe, dennoch war es sehr spannend, sich gedanklich damit zu beschäftigen, vor allem aus der Perspektive, die Ruediger Schache aufzeigt.
Er gibt nämlich keine Tipps, was wir alles machen sollen, um uns mehr zu lieben, sondern er zeigt auf, was wir alles weglassen sollten.
Vieles, was wir über uns selbst denken, dachten wir nicht immer über uns, sondern es sind Glaubenssätze, die jemand anderes uns auferlegt hat. Die dürfen wir getrost über Bord werfen.
Zudem geht es nich um Selbstliebe, sondern um Selbstakzeptanz.

Ich fand dieses Hörbuch anregend und anders, weil es zu „weniger statt mehr“ rät, in einer Welt, die uns zuschüttet mit Dingen, die wir für uns selbst tun sollten und könnten.
Als Hörbuch war es nicht schlecht, jedoch stelle ich es mir als eBook/Taschenbuch geschickter vor. Gerade, wenn man nochmal etwas nachschlagen will.
Zudem fand ich es etwas merkwürdig, dass er es selbst gelesen hat. Ein Teil der Handlung erinnerte mich an „Das Café am Rande der Welt“ von John Strelecky.
Auch die 18 € sind ein stolzer Preis für den Download. Aber gerade jemand, der mit dem Thema Selbstliebe am Straucheln ist, findet hier eine gute Anleitung.

6 von 10 Buchsternen

© Bettina Dworatzek

The Comfort Book – Matt Haig

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Gedanken die mir Hoffnung machen

„Nichts ist stärker als eine kleine Hoffnung, die niemals aufgibt.“

The Comfort Book – Droemer Verlag

Dieser Satz ist mir vom ganzen Hörbuch am meisten im Gedächtnis geblieben. Für mich ist diese Aussage zu 100% wahr.
In diesem Buch hat Matt Haig seine Gedanken gesammelt; in Texten festgehalten, was ihm Mut macht. Er erzählt von seiner Depression und wie sich diese auf sein Leben ausgewirkt hat und noch auswirkt.
Matt Haig schafft es, in seiner Erzählung so offen, ehrlich und authentisch zu sein, dass ein Leser/Zuhörer sich selbst besser reflektieren und verstehen kann.

Viele seiner Aussagen haben mich zum Nachdenken angeregt. Einige andere Geanken und Erinnerunge waren für mich hingegen nicht so eindrücklich, aber das ist ok.

Gelernt habe ich vor allem,
dass man auf sich selbst achtgeben darf und muss;
dass man NEIN sagen darf und muss;
dass man nichts muss, das man nicht will;
dass man nichts tun muss, nur um anderen zu gefallen
und dass man auf sein Gefühl nicht nur hören, sondern auch danach handeln sollte.

Gerade jetzt, wo die Pandemie schon so lange andauert und unsere Kraftreserven beinahe aufgebraucht sind; zum Start des Jahres, wenn jeder sich gute Vorsätze sucht, tut dieses (Hör-)Buch einfach gut.

8 von 10 Buchsternen

© Bettina Dworatzek

Die Wahrheit der Dinge – Markus Thiele

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Wie schon in „Echo des Schweigens„, steigt Thiele mit einem beeindruckenden Zitat in den Roman ein.

„Prüft euch nur, ob ihr gerecht sein könnt, wenn ihr es wolltet.“

Friedrich Nietzsche

Und nicht nur im Gerechtigkeit geht es in diesem Band. Auch um Recht, richtig oder falsch, und die deutsche Rechtsprechung.

Der Protagonist, Frank Petersen, ist Strafrichter. So schwierig sein Job auch ist und so schlimme Sachen er sieht, hört und weiß, er arbeitet gern. Zumindest bisher. Doch dann gerät er wegen eines umstrittenen Rechtspruchs heftig in die Kritik. Nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern vor allem bei seiner Familie. Dass sein Urteil kritisiert wird und vielleicht sogar beim BGH aufgehoben wird, macht ihm zu schaffen.

„Sein Appetit ist begrenzt, seit Tagen. Das wundert ihn nicht, das war schon immer so, wenn er Grundsatzfragen gewälzt hat. Und so grundsätzlich ging es ihm noch nie ans Eingemachte, in jeder Hinsicht.“

Die Wahrheit der Dinge – Benevento Publishing

Petersen ist davon überzeugt, dass er sorgfältig abwägt, alle Fakten betrachtet und so auch zu einem gerechten und obejktiven Urteil gelangt ist. Sollte das nun nicht der Fall sein?

„Selbstkritik braucht Mut.“

Die Wahrheit der Dinge – Benevento Publishing

Also versucht er, mutig zu sein. Hinterfragt sich selbst. Versucht herauszufinden, ob er sich von Vorurteilen beeinflussen lässt. Und schließlich ist ein Urteil aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet gerecht und ungerecht zugleich.

„Fragen Sie den Mörder, ob er lebenslänglich als gerecht empfindet. Er wird anders antworten als die Angehörigen des Opfers.“

Die Wahrheit der Dinge – Benevento Publishing

Durch die Grübeleien über sein letztes Urteil, werden Erinnerungen an ein Verfahren geweckt, das schon einige Jahre her ist und bei dem er kein Urteil mehr sprechen konnte. Was hat er damals falsch gemacht? Als die Straftäterin Corinna Maier nach mehreren Jahren Haft frühzeitig entlassen wird, die damals im Gerichtssaal einen mutmaßlichen Mörder erschoss, muss er sie unbedingt sehen und mit ihr sprechen.

„Er war der falsche Mann am falschen Ort. […] Niemals darf ein Richter aus einer Motivation heraus entscheiden, die nichts mit dem Gesetz zu tun hat.“

Die Wahrheit der Dinge – Benevento Publishing

Doch was ist nun richitg und was falsch?
Hat er damals wie heute richtig gehandelt?

„Die Wahrheit der Dinge“ ist ein gesellschaftskritischer Roman, der zum Nachdenken über Urteile, Vorurteile und die Wichtigkeit von Sicherheit, Gleichberechtigung und Rechtsprechung anregt.

„Die Wahrheit der Dinge ist die Summe ihrer Unwahrheiten.“

Die Wahrheit der Dinge – Benevento Publishing

8 von 10 Buchsternen

© Bettina Dworatzek

Blogspecial #bettiskonsumgedanken – Aufbrauchen

Neues Jahr – neue Vorsätze … oder wieder mal die gleichen Vorsätze?
Wie ist das bei euch so?

Ich hatte bisher immer das Privileg, zwischen Weihnachten und Heilige drei Könige frei zu haben. Diese 2 Wochen sind bei mir gefüllt mit Familienbesuchen, Tagen zum Erholen, das Jahr revue passieren zu lassen und mir Gedanken über meine Ziele und Pläne für das folgende Jahr zu machen. Ich weiß, ich weiß … um sich neue Ziele zu setzen oder für gute Vorsätze braucht man keinen Jahreswechsel … aber gerade weil ich in diesen Tagen meist Zuhause bin, Zeit habe auch mal rumzulümmeln und die Gedanken kreisen zu lassen, nehme ich mir Zeit, um mich selbst zu sortieren.

Der jetzige Jahreswechsel war für mich der erste, über den ich mehrere Tage im Urlaub war – was richtig schön war, weil ich mich wirklich entspannt habe und keine Zeit am Laptop mit Arbeit und Co. verbracht habe – was mich aber natürlich auch von meiner alljährlichen „Selbstsortierung“ abgehalten hat. Da ich ja aber schon 3 große Blogspecials für 2019 festgelegt habe, beginne ich einfach mit diesen Beiträgen und hoffe, dass sich meine Gedanken dadurch auch etwas sortieren.

Fast jedes Jahr nehme ich mir vor, Dinge „aufzubrauchen“.
Wer kennt es nicht? Unmengen an Duschgels, Shampoos, Cremes und sonstige Pflegemittel – und wenn ein neues einer Marke rauskommt, dessen Aufdruck oder Geruch (weil man es plötzlich in der Hand hat, weil man nur mal kurz dran riechen will) einen anzieht, hat man plötzlich schon wieder 3 neue, obwohl Zuhause noch 20 ungeöffnete stehen.
Gerade weil ich mich dieses Jahr auch mit dem Thema Konsum – und damit natürlich auch mit meinem eigenen Konsumverhalten – beschäftigen möchte, nehme ich mir dieses Jahr das Aufbrauchen (wieder mal) vor, dieses Mal werde ich es aber tracken.

Ich nehme mir also vor, konsequent Dinge aufzubrauchen, bevor ich neue kaufe. Die neuen Dinge laufen mir sicherlich nicht weg. Vor allem finde ich, dass in den Regalen der Läden viiiel zu viel rumsteht und auch generell zu viel produziert wird. (Was passiert eigentlich mit den Unmengen an Pflegemitteln im Supermarkt oder in der Drogerie – vor allem mit denen, die auch nach Monaten nicht restlos verkauft sind?).
Vor allem möchte ich damit auch vermeiden, etwas zu kaufen, das ich dann irgendwann wegwerfe …
Achten möchte ich auf mein Konsumverhalten bei Pflegemitteln, Nahrungsmitteln (ganz ehrlich? Wie viel ist im Küchenschrank/Kühlschrank, was dann doch irgendwann weggeworfen wird?) und bei Schreibwaren.

© Foto: Bettina Dworatzek

Wie viele von euch wissen, schreibe ich seit vielen Jahren Briefe und pflege einige Brieffreundschaften, die ich nicht mehr missen möchte. Und so haben sich über die Jahre auch Unmengen an Briefpapier, Briefumschlägen und Postkarten/Gratulationskarten angesammelt. (Natürlich alle ganz brav in Schachteln/Ordner einsortiert). Ich habe heute Fotos davon gemacht und möchte Mitte des Jahres und Ende des Jahres wieder Fotos aus der gleichen Perspektive machen, um zu sehen, ob tatsächlich auch was davon aufgebraucht wurde. Auch wenn es mir schwer fällt, an Postkarten mit süßen Motiven und tollen Sprüchen vorbeizugehen, will ich dieses Jahr keine neuen kaufen, sondern die vorhandenen verwenden.

Wie geht es euch mit diesem Thema? Kauft ihr auch gerne neues, auch wenn ihr noch „altes“ zum Aufbrauchen habt? Nehmt ihr euch auch regelmäßig vor, etwas aufzubrauchen? Ich würde mich sehr über einen Austausch zu diesem Thema freuen.

© Bettina Dworatzek

Schreiben Blogger nur das, was der Verlag will?

Am 1. Tag der #LitLove2016 durfte ich im Rahmen der Bloggerlounge drei Autorinnen näher kennenlernen. Maria Adams, Stefanie Gerstenberger und Christiane von Laffert saßen mit ca. zehn Bloggerinnen bei Snacks und Getränken zum lockeren Austausch zusammen.
Erwartet hatte ich, ehrlich gesagt, eine „typische“ Bloggerfragerunde mit vielen Fragen an die Autoren. Zu meiner – positiven – Überraschung, haben die Autorinnen nun auch die Chance genutzt, mal ein paar Fragen an die Blogger loszuwerden.
Eine Thematik schien ihnen auf dem Herzen zu brennen: Rezensionen und Rezensionsexemplare

Schickt euch der Verlag einfach wahllos Rezensionsexemplare?

Ja und Nein. Jeder Verlag hat da eine andere Vorangehensweise. Da die LitLove eine Randomhouse-Veranstaltung ist, erläutere ich hier kurz, wie es mit diesem Verlag abläuft.

Für uns Blogger gibt es ein Portal, für das wir eine „Registrierungsbewerbung“ ausfüllen. Voraussetzung ist natürlich, dass man einen bücherbezogenen Blog betreibt. Im Bloggerportal der Randomhouse Verlagsgruppe können bis zu 10 Bücher/Hörbücher/eBooks gleichzeitig angefragt werden. Sofern verfügbar, bekommt man dann ein Exemplar zugesendet. Sobald man eine Rezension veröffentlicht hat (und dies im Portal auch per Beleglink zurückgemeldet hat), kann man wieder weiter Bücher anfragen.

Dürft ihr nur gute Rezensionen schreiben und was macht ihr, wenn euch ein Buch nicht gefällt?

Grundsätzlich haben wir keinerlei Vorgaben, was das Ergebnis der Rezension betrifft. Der Verlag gibt lediglich Tipps zum Verfassen einer Rezension.
Ich persönlich versuche, so objektiv wie möglich zu bleiben, die Bewertung an sich also auf Fakten zu stützen und meinem persönlichen Empfinden nur wenige Sätze zu widmen. Da ich ja aber auf meinem Blog vor allem Empfehlungen aussprechen will, behalte ich es mir auch mal vor, über ein Buch nichts zu schreiben. Wenn es mir, aus rein persönlichen Gründen, gar nicht gefallen hat. Da reicht dann eine kurze Info an den Verlag, dass man keine Rezension schreiben wird.

Die Autorinnen, die mit uns lebhaft diskutierten, wollten daraufhin wissen, wie es kommt, dass es Blogger gibt, die (fast) nur positive Rezensionen schreiben.

Das kann mehrere Gründe haben, deshalb spreche ich hier nun nur für mich.
Ich kenne meinen Buchgeschmack, ich weiß, bei welchen Autoren ich immer richtig liege. Wenn ich also mal „schlecht bewerte“, dann, weil der Klappentext irreführend war und meine daraus entstandenen Erwartunge nicht erfüllt wurden, oder weil es ein mir bis dahin unbekannter Autor war, der mich nicht überzeugen konnte.

Die Bloggerlounge war also super spannend.
Ich bedanke mich für die Offenheit der Autorinnen, die ehrliche Fragen gestellt haben und sich gerne unsere Meinung dazu angehört haben.
Besonders toll fand ich auch, dass die Autorinnen begründete Zweifel geäußert haben, wie jemand mehr als 100 Bücher pro Jahr lesen kann … aber das ist wieder ein anderes Thema 😉

© Bettina Dworatzek

Von guten Mächten

Von guten Mächten

Ich sagte zu dem Engel, der an der Pforte des neuen Jahres stand: Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fußes der Ungewissheit entgehen kann! Aber er antwortete: Geh nur hinein in die Dunkelheit und lege deine Hände in die Hand Gottes! Das ist besser als ein Licht und sicherer als ein bekannter Weg!

(Gleichnis eines chinesischen Christen)
-Axel Kühner: Überlebensgeschichten für jeden Tag-

Das wünsch ich euch allen für das neue Jahr, dass ihr genug Mut habt, Gott vollkommen zu vertrauen und mit ihm an seiner Hand in das neue Jahr mit all seinen Höhen und Tiefen, seinem Alltag und seinen Abenteuern zu gehen.
Viel Glück, Erfolg und Freude im neuen Jahr. Und haltet eure Augen offen, damit ihr nicht die schönen Momente verpasst 😉

Eure Betti

* Frohe Weihnachten *

Mit meinem Lieblingsweihnachtsgedicht wünsche ich euch allen

frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

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Das gestohlene Jesuskind

Die schönste Krippe dieser Welt
ist in der Kirche aufgestellt
Maria Josef, Ochs und Rind
inmitten drin das Jesuskind.

Kurz nach dem zweiten Weihnachtstag
trifft den Herrn Pfarrer fast der Schlag
wird käsebleich vor großem Schreck
das süße Jesulein ist weg
fort, gestohlen und geraubt
von Kirchenräubern unerlaubt.

Der Messner ist auch sehr entsetzt
weil stark die Heiligkeit verletzt.

Die beiden sorgen sich mit Bange
jetzt dauert es bestimmt nicht lange
bis auch der Josef wird gestohlen
und Gauner die Maria holen.

Und sie beschließen aufzupassen
den Übeltäter frisch zu fassen,
der Pfarrer will im Beichtstuhl sitzen
das Brillenglas an schmalen Schlitzen
der Messner beim Altar verkroch
spickt durch ein kleines Astguckloch.

Sie warten ganz mucksmäuschenstill
und wie es Gottes Weisheit will
öffnet sich sacht die Kirchenpfort‘
ein kleiner Bub erscheinet dort,
schiebt seinen Roller vor sich her
das Jesuskind liegt hinten quer
über dem Schutzblech hängend nur
halb festgemacht mit einer Schnur.

Der Pfarrer eilet flugs geschwind
zum Buben mit dem Jesuskind
was fällt dir ein, hört man ihn fragen
willst du mir gleich die Wahrheit sagen,
der Knirps mit seinen blonden Locken
erwidert freiweg unerschrocken.

Was man verspricht man halten soll
und er erklärt fast andachtsvoll
ich habe schon vor ein paar Wochen
dem Jesuskindlein fest versprochen:
Wenn es am Christtag an mich denkt
mir einen schönen Roller schenkt
darf es zusammen mit mir flitzen
und hinten auf dem Schutzblech sitzen,
ich werde nicht vom Roller steigen
dem Jesuskindlein alles zeigen
dann kann es Abwechslung bekommen
vom Heugeruch und Überfrommen,
und „frische Luft“ und Spaß juchu
und rote Bäckchen noch dazu.

Autor:unbekannt

Die wahre Schönheit

Washington D.C, U-Bahn-Station an einem kalten Januar-Morgen im Jahr 2007. Ein Mann mit Violine wird sechs Stücke von Bach spielen und dazu 45 Minuten benötigen. Während dieser Zeit werden etwa zweitausend Menschen an ihm vorbei gehen, durch die U-Bahn-Station, auf ihrem Weg zur Arbeit. Was wird geschehen?

Nach 3 Minuten nimmt ein Mann im mittleren Alter Notiz davon, dass ein Musiker spielt. Er verringert seine Geschwindigkeit und hält für ein paar Sekunden inne. Dann beschleunigt er wieder, um seinen Zeitplan einzuhalten.

4 Minuten später: Der Violinist erhält seinen ersten Dollar. Eine Frau wirft Geld in seinen Hut und, ohne zu Stoppen, läuft sie weiter.

6 Minuten später: Ein junger Mann lehnt sich an die Wand, um dem Musiker zuzuhören. Dann schaut er auf seine Uhr und geht weiter.

10 Minuten später: Ein Dreijähriger hält vor dem Musiker, aber seine Mutter macht Zeichen, dass er sich beeilen solle. Das Kind hält erneut, doch die Mutter stößt es unsanft, um weiter zu kommen. Das Kind geht zwar weiter, schaut sich jedoch permanent um. Dieses Schauspiel wiederholt sich bei mehreren Kindern. Alle Eltern, ohne Ausnahme, zwingen ihre Kinder schneller vorbei zu gehen.

45 Minuten später: Der Musiker spielte ohne Unterbrechung. Nur 6 Menschen hatten gehalten und für eine kurze Zeit zugehört. Etwa 20 Menschen gaben Geld, gingen aber unvermindert weiter. Der Mann sammelte insgesamt 32 Dollar.

1 Stunde später: Er beendet sein Spiel und verläßt den Platz. Niemand nimmt Notiz davon. Keiner applaudiert oder gibt eine andere Art der Anerkennung…

Niemand erkannte ihn, aber es war Joshua Bell, einer der bekanntesten Musiker der Welt. Er spielte einige der komplexesten Stücke, die je geschrieben wurden, auf einer Violine mit einem Wert von 3,5 Millionen Dollar. Zwei Tage zuvor spielte er vor einem ausverkauften Theater in Bosten, wo der Durchschnittspreis pro Platz 100 Dollar betrug.

Dies ist eine wahre Geschichte. Joshua Bell spielte incognito in einer Metro-Station, was die Washington Post als Sozialexperiment in Hinblick auf Wahrnehmung, Geschmack und Prioritätensetzung der Menschen organisierte.

Die folgenden Fragen wurden gestellt:
* Können wir an einem Alltagsort, während einer unangemessenen Zeit, Schönheit wahrnehmen?
* Werden wir anhalten, um sie zu genießen?
* Können wir Talent in einem unerwarteten Kontext erkennen?

Hier eine mögliche Schlussfolgerung:
Wenn wir nicht einen Moment Zeit haben, um einem der besten Musiker der Welt zu lauschen, der einige der berauschendsten Musikstücke spielt, die je komponiert wurden, und das auf einem der schönsten Instrumente, die je hergestellt wurden, was mögen wir dann noch alles verpassen?

 

Am 12. Januar 2007 war Joshua Bell Protagonist eines Experiments der Washington Post: In Straßenkleidung, mit einer Baseballkappe auf dem Kopf und seiner Stradivari-Violine in der Hand stellte er sich inkognito in eine U-Bahn-Station in Washington, D.C. und spielte 43 Minuten lang Stücke von Johann Sebastian Bach, Franz Schubert und anderen Komponisten klassischer Musik. Das Experiment wurde mit einer versteckten Kamera aufgezeichnet und ergab folgendes Resultat: Von 1.097 Personen, die an ihm vorbei gingen, sind nur 7 stehengeblieben, um ihm zuzuhören, und nur eine hat ihn erkannt. Einige haben ihm Geld in den offenen Geigenkasten geworfen, in Summe 32,17 $ (plus weitere 20 $ von der einen Person, die ihn erkannt hat – diese sind getrennt zu bewerten).Der Journalist Gene Weingarten hat für seinen Artikel, in dem er dieses Experiment beschrieben und kommentiert hat, 2008 den Pulitzer Preis für Fachjournalismus (feature writing) erhalten. (wikipedia.de)
Unglaublich, wie viele schönen Dinge wir tagtäglich zu verpassen scheinen. Also haltet eure Augen offen und genießt die kleinen, schönen Momente.

© Bettina Zipperle