Aus dem Bauch heraus – Jana Heinicke

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Wir müssen über Muttschaft sprechen

Jana Heinicke hat sich in diesem Buch auf den Weg gemacht, alles zu berichten … von Schwangerschaft über Geburt bis hin zum Mutterwerden – Muttersein – Muttergefühlsachterbahn und wie das alles in unsere Gesellschaft eingebettet ist, von ihr bewertet, abgewertet, nicht wertgeschätzt wird.

„Mütter müssen damit leben, dass die Arbeit, die sie täglich leisten, weder gesehen noch wertgeschätzt wird.“

Aus dem Bauch heraus – Jana Heinicke – Goldmann Verlag

Ich habe einen wundervollen Mann, der sehr viel von dem sieht, weiß und wertschätzt, was ich tue (wenn auch nicht alles), der viel im Haushalt mitarbeitet und um eine gleichberechtigte Elternschaft bemüht ist. Doch das hatte auch seine Grenzen … er auf der Arbeit eine 4-Tage-Woche? Das hatte noch keiner seiner Kollegen gemacht …

Ich habe zudem das Gefühl, dass das Thema nach und nach mehr (mediale) Aufmerksamkeit erhält, eher mal angesprochen wird, aber wirklich viel bewegt sich noch nicht.

„Mütter müssen, ob sie wollen oder nicht. Mütter müssen, auch wenn sie nicht mehr können.“

Aus dem Bauch heraus – Jana Heinicke – Goldmann Verlag

Auch wenn darüber nicht (oft) gesprochen wird … es gab schon einige Tage, an denen ich an meiner physischen und psychischen Belastungsgrenze war. Viel mehr als zu der Zeit, in der ich vollzeit arbeitete und nebenberuflich selbständig war. Unsere Kleine ist jetzt 1 1/2 … mittlerweile also schon manchmal echt selbständig, was mir auch mal eine Verschnaufpause verschafft. Zudem schläft sie in der Regel echt gut.

„Beim Kinderkriegen ging es um das Kind.
Beim Mutterwerden auch.“

Aus dem Bauch heraus – Jana Heinicke – Goldmann Verlag

Und das ist tatsächlich ein Punkt, in dem ich der Autorin voll und ganz zustimme. Denn das habe ich auch so beobachtet. Wie auch die Autorin hatte und habe ich manchmal das Gefühl, dass wir Mütter vergessen werden. Bei den ersten Besuchen nach der Geburt, gab es „nur“ 3 Geschenke für mich: Bodylotion (mit Duft natürlich, die ich also erstmal nicht verwenden wollte), Fußcreme (davon das beste Geschenk) und ein Blumenstrauß. Aller Fokus lag nur auf dem Baby, kein mitgebrachtes Essen, kein Unterstützungsangebot …
In den Worten der Autorin schwingt übers Buch verteilt an vielen Stellen Wut mit. Bei mir ist es Enttäuschung.
Wut fühlte ich selbst bei der Thematik „Beruflicher Wiedereinstieg“, Chancen, Möglichkeiten, … wobei ich da vor allem auch enttäuscht wurde.

Jana Heinicke fasst die Thematik rund um das Mutterwerden & Muttersein gut, konkret und direkt zusammen, macht auf Misstände und Probleme aufmerksam, spricht offen Dinge an, die in der Gesellschaft, im Freundeskreis, in der Familie oft totgeschwiegen werden. Schade finde ich nur, dass am Ende die Wut steht, anstatt Vorschläge, wie diese Themen gemeinsam angegangen werden könnten. Denn dass hier dringend etwas passieren muss, das ist klar!

7 von 10 Buchsternen

© Bettina Dworatzek

Die Blüte der Novemberrosen – Martha Sophie Marcus

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Martha Sophie Marcus gehört zu meinen Lieblingsautorinnen im Genre „Historische Romane“. (Hier findest du alle Bücher, die ich bisher von Martha Sophie Marcus gelesen habe)
„Die Blüte der Novemberrosen“ ist Band 2 der Dilogie um die Brinkhoffsche Familie und deren Fabrik. (Achtung: Spoiler! Die Rezension enthält Informationen aus Band 1).

Sophie hat Ernst Drave geheiratet und erstickt immer mehr in der Rolle als seine Ehefrau. Ernst hält sie klein, bevormundet sie, erlaubt ihr wenig, was dazu führt, dass Sophie sich immer mehr von ihm distanziert und sich ihre Gefühle für Karl eingesteht und diesen nachgibt. Zudem baut sie sich heimlich eine berufliche Existenz auf.
Doch die Summe an Geheimnissen wird irgendwann zu groß.

„Hatte sie nicht in Wahrheit immer gewusst, dass ihre verbotene Liebe nicht von Dauer sein konnte.“

Die Blüte der Novemberrosen – Martha Sophie Marcus – Goldmann Verlag

So beginnt ein Auf und Ab der Gefühle, ein Kampf um Selbstbestimmtheit, Glück und die Liebe.
Ich bewundere Sophie für ihre Stärke, dafür, dass sie alles pragmatisch angeht, Lösungen für Probeme sucht und sich trotz aller Gegenschläge aufrecht hält.

„Sie hatte nichts mehr zu verlieren. Wie schrecklich das war. Und wie befreiend.“

Die Blüte der Novemberrosen – Martha Sophie Marcus – Goldmann Verlag

Band 2 war genauso genial wie der erste, wobei er noch dramatischer und emotionaler war.
Ich mag es sehr, wie Martha Sophie Marcus historische Fakten in ihre Geschichten einwebt. Damit zeichnet sie ein nachvollziehbares Bild der deutschen Geschichte. Zudem mag ich ihre Protagonistinnen sehr, die es oft nicht leicht haben, die aber niemals aufgeben.

10 von 10 Buchsternen

© Bettina Dworatzek

Der Glanz der Novemberrosen – Martha Sophie Marcus

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Mitte des 19. Jahrhunderts hat Sophies Vater endlich erreicht, worauf er so lange hingearbeitet hat. Seine Lokomotivfabrik hat eine hohe Auftragslage. Zugleich beginnen jedoch die Fabrikmitarbeiter zu streiken, um für bessere Löhne, kürzere Arbeitszeiten und soziale Gerechtigkeit einzustehen. Sophie, eine der vier Töchter des Fabrikanten Georg Brinkhoff, ist bewegt durch die Aufstände und beginnt sich damit zu beschäftigen – zumal sie sehr behütet und in großbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsen ist.

„Aber da war auch ein gewisses Triumphgefühl, weil sie es gewagt hatte, ihre abweichende Meinung zu äußern und zu vertreten. Mochte er auch überzeugt davon sein und bleiben, dass ihr Horizont und der Horizont aller anderen Frauen von Natur aus eng war, so fühlte sie sich auf einmal mehr denn je von der Überzeugung erfüllt, dass das nicht so sein musste.“

Der Glanz der Novemberrosen – Goldmann Verlag – Martha Sophie Marcus

So lernt sie Karl kennen, einen der Fabrikschmiede. Die beiden fühlen sich vom ersten Augenblick an zueinander hingezogen. Doch eine Beziehung ist unmöglich. Sophie soll einen standesgemäßen Mann heiraten und Karl ist zudem bereits verheiratet.
Je mehr sich Sophie mit der väterlichen Fabrik beschäftigt, desto interessierter wird sie. Doch die Männer wollen sie aus allem heraushalten.

„Bestand eine ernste Gefahr für die Werke? Doch wahrscheinlich hätte er sie wieder nur beschwichtigt, so wie es auch Ernst auf ungeschickte Art gerade versucht hatte. War sie denn die einzige Frau der Welt, die gar nicht beruhigt werden, sondern lieber die Wahrheit erfahren wollte?“

Der Glanz der Novemberrosen – Goldmann Verlag – Martha Sophie Marcus

Martha Sophie Marcus nimmt ihre Leserschaft mit in eine Zeit der Industrialisierung und dem Kampf für soziale Gerechtigkeit. Sophie ist eine starke Frau, die zwar noch jung sein mag, aber die ein großes Herz hat, wache Augen und ein offenes Ohr. Von der ersten Seite an habe ich mich in der Handlung wohlgefühlt und kann es kaum erwarten, Band 2 zu lesen.

10 von 10 Buchsternen

© Bettina Dworatzek

Ein Lied für Molly – Claudia Winter

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Vor einigen Jahren habe ich schon mal ein Buch von Claudia Winter gelesen.
Ehrlicherweise hat mich das damals nicht vom Hocker gehauen. Aber als meine Freundin Alex von „Lesebuch – Meine Bücher und ich“ davon geschwärmt und mich gefragt hat, ob ich es nicht auch rezensieren möchte, konnte ich nicht nein sagen.
Zwei meiner früheren Kritikpunkte haben sich auch dieses Mal wieder bestätigt:
– alles ziemlich Hollywood-dramatisch
– viele übertriebene (unnötige) Vergleiche, die manchmal den Lesefluss stören (und faktisch auch noch manchmal falsch sind).
Aber wenn man sich das ganze beim Lesen als Kinofilm vorstellt, dann ist alles stimmig und so habe ich mich nach anfänglichen Startschwierigkeiten in die Handlung fallen lassen können.

Diese findet auf zwei Zeitebenen statt. Vor rund 20 Jahren lernen wir Professor Brenner kennen. Er war einst ein berühmter Pianist, kann mittlerweile gesundheitsbedingt aber nicht mehr auftreten, lässt deshalb Deutschland hinter sich und wird Musiklehrer an einer Privatschule in Dublin. Dort wird er von den Schülern irgendwann liebevoll Professor Beat genannt. In einem der Schüler erkennt Robert ein großes schlummerndes Talent und beginnt, diesen gezielt zu fördern.

„In diesem Raum gab es weder rote Samtsitze noch einen Orchestergraben, aber plötzlich verstand sie, in welcher Welt Brenner sich als junger Mann bewegt hatte.“

Ein Lied für Molly – Claudia Winter – Goldmann Verlag

Dann springt die Geschichte immer wieder ins heute, wo wir Bonnie und ihren Sohn Josh kennenlernen. Die beiden leben in einem Problemviertel und Bonnie schuftet sich krumm, um die beiden über Wasser zu halten. Als sie zusammen im Bus eine Notenmappe finden, landen sie, beim Versuch, den Besitzer ausfindig zu machen, bei Professor Brenner, in dessen Leben in den vergangenen 18 Jahren unglaublich viel passiert ist.

„Ohne seine Umgebung weiter wahrzunehmen, öffnete er behutsam die Klappe des Klaviers, roch Staub und Einsamkeit.“

Ein Lied für Molly – Claudia Winter – Goldmann Verlag

Doch es ist nicht seine Notenmappe, wie sich herausstellt, aber er will sich der Suche aus irgendeinem Grund anschließen. Und so kommt es, dass sie sich gemeinsam auf den Weg machen …

Claudia Winter hat mich mit ihren besonderen und zeitweise eigenwilligen Charakteren gepackt. Die Sprünge zwischen den Erzählebenen waren genau an den richtigen Stellen, um die Spannung immer hoch zu halten. Das Cover ist wunderschön, wobei ich beim Lesen die Kulisse Irlands weniger durch Landschaftsbeschreibungen im Kopf hatte. Vieles, das sich auf Irland bezieht, waren nur irgendwelche Sprichwörter, Bezeichnungen, Traditionen und Gerichte, die ich mir widerum nur schlecht vorstellen konnte, weil sie mir gänzlich unbekannt sind.

Nun, da ich nun weiß, wie ich ihre Bücher lesen muss, gebe ich Claudie Winter vielleicht öfter mal eine Chance.

7 von 10 Buchsternen

© Bettina Dworatzek

Ein Weihnachtskuss für Clementine – Karen Swan

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Auf der diesjährigen LitLove habe ich Karen Swan in einem Live-Interview kennengelernt. Sie ist eine faszinierende und sympathische Frau. Ich finde es jedes Mal besonders toll, wenn auf die LitLove auch internationale AutorInnen eingeladen sind.
Seit diesem Interview verstehe ich ihre Bücher besser. Denn sie sagt selbst, dass man ihre Protagonistinnen nicht gleich mögen muss. Eine eher unerwartete, aber sehr passende Aussage.

Denn so ging es mir mit Clementine – genannt Clem – aus diesem Roman.

„Sie lebte noch immer wie in ihren Studententagen, als wäre die Zeit stehen geblieben, und sie fände keinen Weg vorwärts.

Ein Weihnachtskuss für Clementine – Goldmann Verlag

Clem verhält sich wie ein verzogener Teenager, geht auf Partys, betrinkt sich, übernimmt keinerlei Verantwortung für ihr Handeln. Das macht sie für mich im ersten Moment unsympathisch. Doch das ist nur der äußere Schein – und dieser trügt.
Um die Firma ihres Bruders zu retten, soll sie einen Auftrag in Portofino übernehmen. Zuerst fühlt sie sich von den Anforderungen an sie überfordert. Doch aufgeben will sie nicht.

„Sie fühlte sich jetzt auf einmal geschützt, geborgen, als wäre ihr Herz in Luftpolsterfolie gepackt, und nichts könne ihr mehr etwas anhaben.“

Ein Weihnachtskuss für Clementine – Goldmann Verlag

Gemeinsam mit einem Innenarchitekten geht sie Punkt für Punkt an. Ob der Auftraggeber ihr Herz erobert? Und woran liegt es, dass Clem keine Verantwortung übernehmen und nicht über die Vergangenheit reden will? Und wieso muss sie so sehr auf ihr Herz acht geben?

„Sie war ihrem Herzen gefolgt und hatte seins missachtet.“

Ein Weihnachtskuss für Clementine – Goldmann Verlag

So oberflächlich Clem zu Anfang erscheint, so tiefgründig und liebenswert wird sie im Lauf der Geschichte.

8 von 10 Buchsternen

© Bettina Dworatzek

Die Frauen der Villa Fiore – Constanze Wilken

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Das toskanische Weingut Villa Fiore ist seit Generationen im Besitz der Familie Massinelli. Jeder bringt sich mit seinen Fähigkeiten ein. Außer Giulia, die vor Jahren weggezogen ist, um ihren eigenen Weg zu gehen. Diesen dachte sie, in den USA gefunden zu haben. Doch von jetzt auf gleich sind Job und Verlobter weg und sie flüchtet in die Heimat.
Dort gerät sie recht schnell mit ihrem Vater in Streit, weil der sie lieber im Familienunternehmen als im Ausland gesehen hätte.

„Und ich möchte, dass du lernst, was die Villa Fiore ausmacht, was uns ausmacht. Vielleicht erkennst du dann endlich, wer du wirklich bist.“

Die Frauen der Villa Fiore – Goldmann Verlag

Zuerst wehrt Giulia sich etwas, doch als es einige Zwischenfälle auf dem Weingut gibt, die nach Sabotage aussehen, tut sie sich mit dem Weinexperten Paul zusammen und versucht mit ihm das Weingut zu retten.

Paul hat auch eine tragende Rolle inne. Zum einen unterstützt er die Familie Massinelli mit seinem Fachwissen, gleichzeitig hat auch seine Familie ein Weingut, jedoch in Kalifornien.

„Mut, das braucht es, Paul. Manchmal muss man etwas tun, das nicht sofort Erfolg verspricht, aber das den Einsatz wert ist.“

Die Frauen der Villa Fiore – Goldmann Verlag

Dieser Satz von Pauls Großvater hat mich sehr beeindruckt, weil er voller Wahrheit steckt.
Auch wenn ich anfangs ein bisschen gebraucht habe, um in den Schreibstil hineinzufinden, konnte ich das Buch irgendwann kaum noch aus der Hand legen.
Ich muss mir nun unbedingt Band 2 zulegen: „Die Schwestern der Villa Fiore„, in welchem Giulias Schwester Bianca im Vordergrund steht.

8 von 10 Buchsternen

© Bettina Dworatzek