Morgen werden wir glücklich sein – Lea Korte

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Lea Korte nimmt ihre Leserschaft mit ins Paris der 40er Jahre.

„Er sagt, überall vor der Stadt werden Gräben ausgehoben, um die Deutschen doch noch aufzuhalten, aber dass uns auch das nicht retten wird. Sie werden hier einmarschieren, als ob die Stadt für sie gemacht worden wäre.“

Morgen werden wir glücklich sein – Lea Korte – Piper Verlag

In dieser Situation lernen wir die drei Protagonistinnen kennen. Marie ist Grundschullehrerin, Geneviève Pianistin und Amiel Ärztin. Sie sind seit Jahren beste Freundinnen, leben zusammen in einer WG und sind mit der Situation erstmal heillos überfordert, als Bomben auf Paris niedergehen.

„Marie nickte, und als sie in Genevièves Augen blickte, sah sie darin genau das: den unbändigen Willen zu überleben, komme was wolle. Sie würden sich nicht unterkriegen lassen.“

Morgen werden wir glücklich sein – Lea Korte – Piper Verlag

Alle drei sind starke Persönlichkeiten, was auch schon mal dazu führt, dass sie unterschiedlicher Meinung sind und diese auch vertreten. Aber klar ist, dass sie in der aktuellen Situation zusammenhalten.
Doch das ist gar nicht so einfach, weil jede der jungen Frauen anders mit der Situation umgeht.

„Auf einmal hatte sie das Gefühl, dass dies „früher“ so weit zurücklag, als wäre es das Leben einer anderen. Würden sie je wieder solche Zeiten erleben?“

Morgen werden wir glücklich sein – Lea Korte – Piper Verlag

Marie hadert wohl am meisten mit der Situation. Doch dann findet sie ein Ventil für ihren Ärger und ihre Ängste: sie schließt sich dem Widerstand – der Résistance – an.

Geneviève hingegen klammert sich an die Musik und als sie in ihrem Lokal wieder spielen darf, tut sie das, obwohl das Publikum aus Deutschen besteht.

Amiel ist von den drei Freundinnen die ruhigste und am meisten in Gefahr – denn sie ist Jüdin. Zugleich ist sie diejenige, die am meisten helfen kann, weil sie als Ärztin in einem Krankenhaus arbeitet.

Ich bewundere Lea Korte dafür, wie präzise und zugleich anschaulich und kurzweilig sie diese Thematik aufgearbeitet hat. Ich habe mir alles so bidlich vorstellen können, dass mir manchmal wirklich Angst und Bange wurde – denn es waren schreckliche Zeiten. Aus dem Geschichtsunterricht sind mir nur die Geschehnisse in Deutschland dieser Zeit bekannt. Daher bin ich sehr dankbar, durch dieses Buch vieles zum Geschehen in Paris erfahren zu haben.
Gerade jetzt, wo Krieg mir so nahe kommt, wie noch nie in meinem Leben, bin ich mir meines Glücks und meiner Freiheit umso mehr bewusst.

„Es ist wie im wahren Leben: Nicht Schwarz-Weiß-Malerei bringt uns weiter, nicht urteilen, nicht verurteilen – sondern einander zuhören. Miteinander reden. Verstehen.“

Morgen werden wir glücklich sein – Lea Korte – Piper Verlag

Mit diesen Worten von Lea Korte aus dem Nachwort, trifft sie es auf den Punk und ich wünschte, mehr Menschen würden danach handeln.

9 von 10 Buchsternen

© Bettina Dworatzek

Echo des Schweigens – Markus Thiele

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Mit einem Zitat steigt Markus Thiele in sein Werk ein:

„Ein bloßes Ungefährwissen ist nirgendwo gefährlicher als in der Rechtswissenschaft.“

Gustav Radbruch

Und genau dort steigt der Roman ein. Mit einer Szene vor Gericht. Denn Hannes Jansen – der Protagonist – ist Strafverteidiger und erhält kurz vor seinem Abschlussplädoyer erdrückende Beweise gegen seinen Mandanten, die der Staatsanwaltschaft jedoch nicht vorliegen. Was nun? Soll er seinen Mandanten trotzdem weiter verteidigen und für einen Freispruch plädieren?

„Sie haben getan, was ein guter Verteidiger tut: Sie haben geredet, wo es zu reden galt. Und Sie haben geschwiegen, wenn Schweigen das einzig Richtige war.“

Echo des Schweigens – Benevento Publishing

Von Kapitel zu Kapitel verfolgt man als Leser Hannes‘ Entwicklung hierzu. Zeitgleich lernen wir Sophie kennen, die Protagonistin, deren Mutter gerade gestorben ist und die als Rechtsmedizinerin neue Erkenntnisse zum Fall von Hannes vorlegt.
Sophie erhält von ihrer Mutter einen letzten Brief und findet bei ihr Zuhause ein paar Fotos und eine Karte, die ihr Fragen aufgeben.
Doch nicht nur Antworten darauf findet sie, sondern auch zu ihrem Vater, der vor ihrer Geburt abgehauen ist.

„Das Leben verzichtet oft auf Fragen, es begnügt sich damit, Antworten zu geben.“

Echo des Schweigens – Benevento Publishing

Nach einigen Kapiteln begegnen sich Sophie und Hannes und ihre Leben beginnen sich zu verstricken. Doch wie verstrickt sie tatsächlich miteinander sind, klärt sich erst spät auf.

„Manchmal waren die Dinge, wie sie waren und nicht, wie man sie sah.“

Echo des Schweigens – Benevento Publishing

Parallel zur Gegenwart spielen einige Kapitel in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts, wo wir Sophies Oma, die Jüdin Lea Rosenbaum, kennenlernen. Und damit auch die schrecklichen Begebenheiten der Nazi-Herrschaft im 2. Weltkrieg.

Wie wird der Prozess wohl ausgehen?

„[…] er schaute noch einmal zum Richtertisch, dann zum Tisch der Staatsanwaltschaft und zuletzt zu dem der Verteidigung, spartanische Holzmöbel, die schon Hunderte Lügen gehört und noch mehr Schicksale gesehen hatten.“

Echo des Schweigens – Benevento Publishing

Ein wirklich spannender Roman mit genialem Aufbau!

Auch Schweigen hinterlässt ein Echo.

9 von 10 Buchsternen

© Bettina Dworatzek