Die sieben Schalen des Zorns – Markus Thiele

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Der dritte Roman von Markus Thiele beschäftigt sich mit dem assistierten Suizid.
Im Fokus dieses Romans stehen Max und Jonas. Die beiden kennen sich von früher, waren beste Freunde, sind es (vielleicht) noch. Doch das Leben hat sie voneinander weggetrieben und bringt sie nun in einem Gerichtssaal wieder zusammen. Wie Ebbe und Flut.

„War die Grenze, die der Bundesgerichtshof beim Thema Sterbehilfe zog, willkürlich, wie Max gesagt hatte? Es machte einen Unterschied, ob ein Arzt die Medikamente nur zur Verfügung stellte oder sie dem Sterbewilligen aktiv in den Mund schob.“

Die sieben Schalen des Zorns – Markus Thiele – Benevento Publishing

Max ist Arzt. Als seine todkranke Tante ihn um Sterbehilfe bittet, bringt ihn das in eine unmögliche Situation. Er will kein Gesetz brechen, seine Tante, die alles für ihn getant hat, aber nicht im Stich lassen.
Jonas sitzt im Gerichtssaal als Staatsanwalt auf der anderen Seite. Er muss Max anklagen. Auch wenn er sonst die Gesetze fast wörtlich nimmt, veranlasst ihn die Situation, dieses Gesetz genau zu hinterfragen.

„Und wenn es bei mir mal so weit ist, will ich mich frei entscheiden können, ob ich meinem Leben ein Ende setze oder nicht. Und dann soll mir meine Ärztin auch helfen dürfen, ohne gleich dafür in den Knast zu kommen.“

Die sieben Schalen des Zorns – Markus Thiele – Benevento Publishing

Es war sehr spannend, tiefer in diese Thematik einzutauchen und sie aus den unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet zu sehen. Aus Jonas‘ Sicht, der das Recht tagtäglich anwendet und bis dato nicht hinterfragt hat und aus Max‘ Sicht, der als Arzt tagtäglich alles tut, um seine Patienten am Leben zu halten.

„Natürlich fühlte Max sich nicht schuldig, aber das war unwichtig. Es siegte nicht, wer recht hatte. Es siegte, wer sein Recht beweisen konnte.“

Die sieben Schalen des Zorns – Markus Thiele – Benevento Publishing

9 von 10 Buchsternen

© Bettina Dworatzek

Die Wahrheit der Dinge – Markus Thiele

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Wie schon in „Echo des Schweigens„, steigt Thiele mit einem beeindruckenden Zitat in den Roman ein.

„Prüft euch nur, ob ihr gerecht sein könnt, wenn ihr es wolltet.“

Friedrich Nietzsche

Und nicht nur im Gerechtigkeit geht es in diesem Band. Auch um Recht, richtig oder falsch, und die deutsche Rechtsprechung.

Der Protagonist, Frank Petersen, ist Strafrichter. So schwierig sein Job auch ist und so schlimme Sachen er sieht, hört und weiß, er arbeitet gern. Zumindest bisher. Doch dann gerät er wegen eines umstrittenen Rechtspruchs heftig in die Kritik. Nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern vor allem bei seiner Familie. Dass sein Urteil kritisiert wird und vielleicht sogar beim BGH aufgehoben wird, macht ihm zu schaffen.

„Sein Appetit ist begrenzt, seit Tagen. Das wundert ihn nicht, das war schon immer so, wenn er Grundsatzfragen gewälzt hat. Und so grundsätzlich ging es ihm noch nie ans Eingemachte, in jeder Hinsicht.“

Die Wahrheit der Dinge – Benevento Publishing

Petersen ist davon überzeugt, dass er sorgfältig abwägt, alle Fakten betrachtet und so auch zu einem gerechten und obejktiven Urteil gelangt ist. Sollte das nun nicht der Fall sein?

„Selbstkritik braucht Mut.“

Die Wahrheit der Dinge – Benevento Publishing

Also versucht er, mutig zu sein. Hinterfragt sich selbst. Versucht herauszufinden, ob er sich von Vorurteilen beeinflussen lässt. Und schließlich ist ein Urteil aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet gerecht und ungerecht zugleich.

„Fragen Sie den Mörder, ob er lebenslänglich als gerecht empfindet. Er wird anders antworten als die Angehörigen des Opfers.“

Die Wahrheit der Dinge – Benevento Publishing

Durch die Grübeleien über sein letztes Urteil, werden Erinnerungen an ein Verfahren geweckt, das schon einige Jahre her ist und bei dem er kein Urteil mehr sprechen konnte. Was hat er damals falsch gemacht? Als die Straftäterin Corinna Maier nach mehreren Jahren Haft frühzeitig entlassen wird, die damals im Gerichtssaal einen mutmaßlichen Mörder erschoss, muss er sie unbedingt sehen und mit ihr sprechen.

„Er war der falsche Mann am falschen Ort. […] Niemals darf ein Richter aus einer Motivation heraus entscheiden, die nichts mit dem Gesetz zu tun hat.“

Die Wahrheit der Dinge – Benevento Publishing

Doch was ist nun richitg und was falsch?
Hat er damals wie heute richtig gehandelt?

„Die Wahrheit der Dinge“ ist ein gesellschaftskritischer Roman, der zum Nachdenken über Urteile, Vorurteile und die Wichtigkeit von Sicherheit, Gleichberechtigung und Rechtsprechung anregt.

„Die Wahrheit der Dinge ist die Summe ihrer Unwahrheiten.“

Die Wahrheit der Dinge – Benevento Publishing

8 von 10 Buchsternen

© Bettina Dworatzek