Die Geschichte eines Lügners – John Boyne

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Die Welt liegt dir zu Füßen, du musst nur die richtige Geschichte erzählen.

Dieses Buch lässt mich mit einer geteilten Meinung zurück. Zum einen fand ich den Klappentext genial – er hat mich richtig neugierig gemacht – und dann war ich enttäuscht, weil der Klappentext nur einen Bruchteil des Buches beschreibt.

Klappentext:
Maurice Swift ist Schriftsteller. Er hat Stil, kann brillant erzählen, doch ihm fehlen die Geschichten. In Westberlin trifft er auf sein Idol, Erich Ackermann, der gerade mit einem großen Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Ackermann verfällt dem charmanten jungen Mann, der sich für alles, was er sagt, interessiert. Er nimmt ihn mit auf Lesereise durch Europa und erzählt ihm sein Geheimnis. Es ist diese Geschichte, für die Maurice endlich als Autor gefeiert wird. Und die Ackermanns Karriere beendet. Maurice dagegen ist schon auf der Suche nach dem nächsten Stoff…
Psychologisch raffiniert, hochspannend und mit funkelndem Humor erzählt John Boyne von der verführerischen Macht des Vertrauens und von einem, der für Ruhm alles tut. (www.piper.de)

Tatsächlich war Teil I des Buches echt gut. Wie im Klappentext beschrieben, geht es um Maurice Swift – einen jungen Mann, der gerne Schriftsteller wäre, dem aber die Ideen fehlen. Er lernt zufällig Erich Ackermann kennen, der recht erfolgreich ist und auf Lesereise geht. Er nimmt Maurice nicht nur auf diese Reise mit, sondern versucht aucht, ihm die Schriftstellerei näher zu bringen.

„Schau dich demnächst mal im Foyer um und frag dich: Was würden diese Leute auf jeden Fall vor mir verheimlichen wollen? Genau da findest du deine Geschichte.“

Die Geschichte eines Lügners – Piper Verlag

Obwohl Ackermann rund 40 Jahre älter ist, entwickelt er beinahe krankhafte Gefühle für Maurice, will ihn nur für sich haben. Doch nachdem dieser genug erfahren und Ackermanns Geheimnis in einem Roman verarbeitet hat, springt er weiter zum nächsten Autor.

„Fasziniert betrachtete Gore das Gesicht des Jungen. Er hätte nicht mit Sicherheit sagen können, was er gerade dachte, aber über den Ausdruck allein hätte er tausend Worte schreiben können.“

Die Geschichte eines Lügners – Piper Verlag

Verstörender Weise sind diese alle ältere, erfolgreiche Schriftsteller, die ein körperliches Interesse an Maurice haben. Jeder darf lieben, wen er will, aber ich für meinen Teil will lieber nichts über alte, homosexuelle Männer und deren Neigungen wissen – vor allem, wenn es zu so viel jüngeren Männern ist.

Es war auf jeden Fall ein psychologisch raffiniert aufgebauter Roman, aber für mich ist die Sympathie zum Protagonisten beim Lesen wichtig – und hiervon gab es Maurice Swift gegenüber leider gar keine. Auch wenn nicht alle Kapitel aus seiner Perspektive erzählt waren … mein Fall war dieser Roman leider nicht.

3 von 10 Buchsternen

© Bettina Dworatzek

Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich – Tessa Randau

Der Wald vier Fragen das Leben und ich
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„Wir denken selten an das, was wir haben, aber oft an das, was uns fehlt.“ (Zitat: Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich – dtv-Verlag)

Vier Fragen, die nicht nur das Leben der Protagonistin verändern, sondern meines gleich mit.
„Von einer Begegnung, die alles veränderte“ – Zuerst dachte ich bei dem Untertitel, die Autorin oder der Verlag übertreiben, um Interesse zu erzeugen. Und dann hat das Buch mein Leben verändert.

Die Protagonistin ist eine junge Frau, die alles zu haben scheint. Einen tollen Mann, zwei gesunde Kinder, Haus, Karriere … Doch sie ist gestresst, hat immer mehr Phasen, in denen sie nur noch ausgelaugt ist. Sie muss einfach raus und trifft bei ihrem Waldspaziergang auf eine ältere Frau, die ihr von den „vier Fragen des Lebens“ erzählt, die die Kraft haben, alles zum Positiven zu wenden.
Welche Fragen sind das?

„Später habe ich mich noch oft gefragt, was mich in diesem Moment dazu bewog, diese Frage zu stellen. Und wie mein Leben weiter verlaufen wäre, wenn ich es nicht getan hätte.“ (Zitat: Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich – dtv-Verlag)

Mit diesem Gespräch wird alles losgetreten.
Die vier Fragen möchte ich euch nicht verraten, denn es tut gut, diese – wie auch die Protagonistin – nach und nach zu erfahren, sie zu verarbeiten, darüber nachzudenken, sie für sich selbst zu beantworten und erst dann die nächste zu erfahren.
Aber ein paar Themen und Zitate haben mich so nachhaltig beeindruckt, dass ich sie euch nicht vorenthalten will.

„Jedes Mal, wenn wir Ja sagen, obwohl wir eigentlich Nein meinen, ist es, als würden wir einen Stein, […] in einen Rucksack stecken. Anfangs spüren wir ihn noch nicht. Doch im Laufe der Jahre, immer wenn wir uns und unsere Bedürfnisse verleugnen, wird er schwerer. Bis wir ihn irgendwann kaum noch tragen können, weil jeder neue Stein einfach zu viel ist.“ (Zitat: Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich – dtv-Verlag)

Das ist so ein wichtiges Thema und diese bildhafte Beschreibung der alten Dame, hat mir die Augen geöffnet. Warum nicht öfter das sagen, was man wirklich denkt und auch nein sagen, wenn man etwas nicht möchte. Besonders toll fand ich dann, wie die junge Frau das in ihrem Leben umsetzt.

„In uns gibt es zwei Gegenspieler: den inneren Kompass und die inneren Antreiber. Der innere Kompass ist unsere eigene intuitive Stimme, die uns lenkt und die weiß, was gut für uns ist. Die inneren Antreiber sind Sätze, die wir schon tausendmal im Leben gehört haben und die wir deshab für wahr halten.“ (Zitat: Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich – dtv-Verlag)

Einfach mal das tun, was gut für uns ist. Auf die innere Stimme hören. Mutige Wege gehn – einfach machen! Denn:

„Wenn wir Entscheidungen treffen, die sich nicht gut anfühlen, sind diese nicht unumstößlich.“ (Zitat: Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich – dtv-Verlag)

Dann bewertet man die Situation eben neu, hört nochmal in sich hinein und entscheidet sich dann um. Zu sich selbst stehen, ehrlich sein, offen sein für Neues, Gelassenheit und ein stressfreier Alltag – so lässt es sich gut leben.

„[…] ich fange langsam an zu begreifen, dass ich viel zu viel von dem habe, was ich nicht brauche, und viel zu wenig von dem, was wirklich wichtig ist.“ (Zitat: Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich – dtv-Verlag)

Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich ist ein Buch für die Seele, ein Leuchtturm für Verirrte, ein Augenöffner.

Vielen Dank lieber dtv-Verlag, liebe Tessa Randau, für diesen Lebensratgeber in Romanform. Er hat mein Leben zum Positiven verändert.

10 von 10 Buchsternen

© Bettina Dworatzek